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Von der Liebesgeschichte mit der Erde
Therapeutische Arbeit auf dem Tuningboard

Mensch zu sein bedeutet ein Knochensystem, einen Muskelapparat und ein Nervensystem zu haben, dass für den aufrechten Gang und aufrechtes Stehen gemacht ist. Diese vertikale Ausrichtung ist unsere fundamentalste Orientierung. Liegt ein Baby auf dem Bauch, wird es mit als erstes versuchen seinen Kopf zu heben und sobald wie möglich wird es sich vom Boden abstemmen, krabbeln und sitzen und schliesslich stehen und gehen.

Integriertes aufrechtes Stehen hat nichts Starres oder Unbewegliches! Vielmehr ist es eine dynamische Körperhaltung, die fortwährend feine Anpassungen in ihrer Beziehung zur Schwerkraft, der Anziehungskraft der Erde, vornimmt. Diese beständigen minimen Bewegungen in unserer Haltung stehen mit Informationen in Verbindung, die aus unseren vergangenen Erfahrungen stammen, sie sind Verkörperungen von Gefühlen, Erlebnissen, Erinnerungen, Gedanken und Empfindungen. Zusammen mit unserem Haltapparat, den Knochen, Muskeln, Sehnen und Faszien, in denen die Vergangenheit abgespeichert ist, bewegen sich in unserer Positur auch die inneren Organe. Diese sind mit sensorischen und motorischen Nerven ausgestattet, die zum Gehirn und von diesem weg führen und dabei das Gehirn und den Körper auf bestimmte Weise stimulieren beziehungsweise hemmen.

Das Tuningboard ist eine besondere Art von Balancierbrett, dass uns darin unterstützt Haltemuster zu identifizieren, Einschränkungen und Blockanden zu entdecken und mehr in die lebendige Bewegung des Lebens, die durch unseren Körper hindurchfliesst, zu finden.

Durch Traumata, Verletzungen, Stürze, Schockerfahrungen, durch das Alter, konditionierte Gewohnheiten, limitierenden Entscheidungen wird ein eigentlich natürlich vorgesehener Flow Zustand, unsere Liebesbeziehung mit der Erde, unterbrochen oder eingeschränkt.

Auf dem Tuningboard, dessen Name sich von dem englischen «attune» (sich einstimmen) ableitet, sind wir eingeladen, uns in die lebendige Beziehung zwischen Stabilität und Veränderung, zwischen Halt und Wandel in Einklang zu bringen. Jegliche Form von Erstarrung ist mit dem Gefühl verbunden, den Zugang zum kreativen Fluss des Lebens verloren zu haben.

Die Erfahrungen auf dem Tuningboard entwickeln eine verbesserte Wahrnehmung von Balance, nicht nur in Bezug auf den eigenen Körper, sondern auch auf die Balance in der Beziehung zur Umwelt, auf die Balance zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Ladung und Entladung, zwischen Aktivität und Ruhe in allen Bereichen unseres Lebens. Diese Balance ist eine wichtiges Zusammenspiel der Regulation im autonomen, limbischen und kortikalen Nervensystem, zu das wir mit dem Tuningboard Zugang haben.

Ausserdem loten wir das Empfinden von Erdung, Zentrierung, Orientierung, Weite und Kontakt aus und entwickeln diese zu Ressourcen, wodurch der Körper selbst zu einer primären Ressource wird.

Tiefe somatische und emotionale Einstimmung bekräftigt Selbstvertrauen und Gleichmut, es entsteht ein meditativer Zustand, ein zugleich stiller und friedvoller Moment verbunden mit dem lustvollen Vergnügen verkörpert zu sein.

Es ist stets aufs Neue zum Staunen wie eng unsere physisches Grundgerüst in Beziehung steht zu den nicht körperlich fassbaren Seiten unserer persönlichen und kollektiven Psyche. Neue Erfahrungen, Empfindungen und Bedeutungen aus den Erfahrungen auf dem Tuningboard können sich nahtlos vom Körper auf den Geist übertragen und umgekehrt.

Die Arbeit auf dem Tuningboard kann uns einen sowohl leichtfüssigen als auch tiefgreifenden Zugang zu einem kreativen Umgang mit den polaren Kräften Chaos und Ordnung ermöglichen, zu der beständigen Herausforderung mit dem Teil der unablässig Stabilität bewirkt und dem, der in Bewegung und Veränderung ist. Auf den Tuningboard zu stehen, evoziert diesen polaren Fluss als eine Wellenbewegung, die für eine kreative Transformation steht.