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Einzelsitzungen

Selbsterkenntnis

Selbsterkenntnis ist der Weg, den Körper und das Sein, das Fühlen und Denken aus den eingefahrenen Mustern zu befreien, um nicht in den Endlosschleifen der Vergangenheit oder Träumen in Bezug auf die Zukunft verfangen zu sein, sondern eine offene, sinnliche Wahrnehmung für die Gegenwart zu sein. Die Gegenwart ist der einzige wirkliche und erfüllende Platz zum Leben. „Das Denken kann kein inneres Problem lösen. Alle Schwierigkeiten lösen sich in der Wahrnehmung auf“, sagt mein Lehrer Samuel Widmer dazu in seinem Buch Essenz schauen. An diesem Platz ist das Leben ein beständiges Lernen, eine beständige Erweiterung, die fordert, dass ich den gerade vergangenen Moment los lasse um neu zu sein. Insofern heisst Leben und Lernen vor allem auch auf Anhaftungen zu verzichten und sich einem andauernden Sterbeprozess anzuvertrauen.

In unserer Kultur ist der Verzicht und das gefühlsmässige, energetische Sterben eine vergessene Kunst, die wir in der echten Psychotherapie wiederfinden und üben. In den Einzelsitzungen schält sich im gemeinsamen Betrachten immer mehr die Wirklichkeit heraus, es geht um die Ermutigung sich dem sinnstiftenden und heilenden Transformationsprozess hinzugeben und die persönliche Absicht mit der Absicht des Ganzen in Einklang zu bringen.

Wir lernen unseren energetischen Zustand zu navigieren anstatt uns als Opfer unserer eigenen Konditionierung oder als Opfer der Umstände zu bewegen. Dieser Schritt ist immer wieder eine besonders bewegende und essentielle Veränderung in der individuellen Therapie.

Auf dem Weg der Selbsterkenntnis begegnen wir zuerst der Anpassungsschicht, der Mauer aus Pseudo-Harmonie und Konditionierung, die uns vor innerer und äusserer Wirklichkeit trennt. Wagen wir uns darüber hinaus, begegnen wir der Schicht der abwehrenden Gefühle wie Neid, Eifersucht, Geiz, Gier, Rechthaberei, Machtanspruch und Opferhaltung, dies alles sind ausagierte Auswüchse des Eigenwillens, der den Kontakt zum Ganzen verloren hat. Das Anerkennen und Integrieren all dieser Gefühle führt in einem nächsten Schritt der Therapie zur Entwicklung einer gesunden, kraftvollen Egozentrik: ich weiss, wer ich bin, ich weiss, was ich will, ich übernehme für meine Bedürfnisse die Verantwortung, ich kenne kreative Wege zur Erfüllung, kann aber auch Verzicht üben.

 

Findet der Eigenwille seinen angemessenen Platz, entsteht Raum für die abgewehrten Gefühle von Schmerz, Verlassen sein, Ohnmacht, Ausgeliefertsein und Einsamkeit. Die Auseinandersetzung mit diesen Gefühlsräumen weitet für die persönliche und kollektive Geschichte. Zu lernen, diesen intensiven Gefühlen stand zu halten, flexibel und weich allen Bewegungen des Lebendigen zu folgen, lässt die Herzpersönlichkeit erwachen. Der Quell der Liebe beginnt zu fliessen und es kommt zu einem weiteren wichtigen «turningpoint» in der Therapie. Die zwanghafte Fixierung auf das Gemocht und Geliebt werden tritt zugunsten der eigenen Liebesfähigkeit zurück.

Die eigene Liebesfähigkeit, die sich vom Herzen aus zum Gegenüber und in die Welt verströmt, wird zum Quell tiefer Befriedigung und Erfüllung. Es ist die Zeit des Erwachens im Mitgefühl. Das Urteilen uns selbst und den Mitmenschen gegenüber weicht einem vollständigen Verstehen. Es ist nicht der Wunsch nach Veränderung sonder das Verstehen, dass die Transformation bringt. Das Verstehen bringt ein Erwachen für die existentielle Verbundenheit mit allem. Von diesem Erkennen aus ist es nicht mehr möglich, sich von irgendetwas energetisch zu distanzieren, ich realisiere immer mehr die energetische Wirklichkeit unseres gegenseitigen Angewiesen- und Ausgeliefertsein.

Dazu noch einmal Samuel Widmer: „Meinungsverschiedenheiten beginnen immer dort, wo man sich verweigert, die Wahrheit zu sehen, so wie sie ist, speziell bezüglich der Machtverhältnisse. Dann beginnt Rechthaberei und Krieg. Wenn du siehst, wo du handeln kannst und wo dir Grenzen gesetzt sind, wo du ohnmächtig bist, wenn du siehst, wie die Hierarchie des Spirituellen tatsächlich verläuft und du dich ihr ergibst, kollabieren alle Meinungen und es blüht nur die nüchterne Wahrheit des Moments, welche eine Bewegung ist.

Da wo die Liebe wohnt, sind sich alle einig, weil sie das Gleiche sehen.“

Ab diesem Erwachen fliesst der Weg der Selbsterkenntnis in den Weg der Meditation über. Es ist ein Ankommen.

Meditation ist nicht etwas, was man tun oder suchen kann, sie ist von nichts abhängig, keiner Körperhaltung, keinem Ritual, keiner Disziplin oder Zeit. Sie bricht, wenn man den Weg der Selbsterkenntnis gründlich gegangen ist und somit die Blockaden in Form von Angst, Trotz und Isolation beseitigt hat, als Stille, wie von aussen, in uns ein, dringt in ein offenes, empfängliches Gehirn ein, dass nicht von Gedanken belastet ist.

Die Lebensenergie wird nicht mehr in Gedanken und Bilder umgesetzt, sie kann ohne Zwang und Druck in sich ruhen und vom Becken aus nach oben steigen, den ganzen Körper und das Energiesystem erfassen.  „Wie viel kann „meine“ Wahrnehmung umspannen, einschliessen?“ „Wer bin ich?“ „Bin ich in der Tiefe dieser endlos weite, stille Raum, diese Leere, diese Ausdehnung, welche Wahrnehmung ist?“

Im Zustand der Meditation „sehe“ ich, nicht mit den Augen sondern mit der Wahrnehmung, ein ganzheitliches „Sehen“ jenseits von Zweifel. Von hier wird mir meine Aufgabe, meine Beziehungen und mein Handeln in der Welt gegeben.