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Buchempfehlung:

Delia Owens

Der Gesang der Flusskrebse

Seit langem hat mich kein Buch mehr so gepackt wie dieses. Es erzählt in einfacher und schöner Sprache die Geschichte von Kya Clark, die, aufgrund sehr schwieriger Umstände, allein im Marschland von North Carolina aufwächst. Zunächst verlässt die Mutter das einsame und äusserst ärmliche Haus und ihre Kinder, danach vertreibt der gewalttätige Vater nach und nach auch die älteren Geschwister. Kya lernt dem Vater aus dem Weg zu gehen und lebt vollständig draussen in der wilden Natur, bis auch er eines Tages verschwindet. Von der Natur lernt sie, dort findet sie Trost, Zugehörigkeit und einen Umgang mit der Einsamkeit. Im Vergleich zu ihrem Leben in Übereinstimmung mit den zyklischen Abläufen in der Natur, wird das entfremdete Leben der Bewohner der kleinen nahegelegenen Küstenstadt mit nur zwei Hautstrassen umso deutlicher.

Kya entdeckt nach und nach die einfachen und zugleich endlos komplexen Seiten der Natur, lernt über ihre eigene wilde Natur und über die Verirrungen der Menschen, die sich weit, zu weit von ihrer eigenen wahren Natur entfernt haben. Die überaus ergreifenden und verzaubernden Schilderungen der inneren und äusseren Natur, ziehen beim Lesen eine deutliche Spur und stärken die Sehnsucht nach einem möglichst einfachen Leben mit viel Kontakt zu Himmel und Erde. Den Schluss des Buches macht ein etwas konstruiertes Gerichtsdrama, dass dem Zauber des Buches keinen Abbruch tut und meine aufgewühlte Seele ein wenig beruhigt hat.

Delia Owens erforschte über zwanzig Jahre als Zoologin in verschiedenen afrikanischen Ländern Elefanten, Löwen und Hyänen. 2017 zog sie nach North Carolina, wo sie als Kind mit ihren Eltern viel Sommerurlaube verbrachte. Dies ist ihr Romandebut.

H. Gemmel