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Buchempfehlung:

Andreas Weber   

Sein und Teilen

 

Andreas Webers Buch „Sein und Teilen“ beschäftigt sich mit der Tatsache, dass wir alleine praktisch nichts sind, dass wir durch das Teilen, durch das Leben in Gemeinschaft Sinnhaftigkeit, Liebe und Glück in unserem Leben entfalten können.

Wir sind Gemeinschaft, unser Körper ist Gemeinschaft und Sein heisst immer auch Teilen.

Das gilt ebenso bezogen auf unseren Stoffwechsel, gelingende Beziehungen und Sinnerfahrungen wie für den Austausch von Gütern und Leistungen. Atmen heißt Teilen, Körpersein ist Teilen und Lieben bedeutet Teilen. Das Begehren nach Identität wird jeweils erst in der Begegnung mit dem Anderen, dem Gegenüber eingelöst.

Weber zeigt in seinem Buch dieses Faktum auf mannigfaltige und inspirierende Weise.

Seinen Gedankengängen zu folgen lässt einen das eigentlich Natürliche und Selbstverständliche besser begreifen und integrieren.

«Wie können wir eigentlich Lieben ?», fragt Andreas Weber. Er schreibt:

«Lieben heisst, auf je eigene Art und Weise in dieser Welt zu existieren. Lieben heisst Teil dieser Welt zu sein und sich derart als ihren Teil zu erfahren, dass wir zugleich produktiv Welt und produktiv Einzelner sein können. Und nur wenn wir diese Liebe verstehen, so glaube ich, können wir verstehen, wie die Liebe zu einem anderen Menschen gelingen kann. Das Rätsel der Liebe zu verstehen heist also zu verstehen, wie es gelingen kann, ein eigenständiges Individuum zu sein, dass sich zugleich selbst ganz als Welt erfährt.»

Das Buch ist auch insofern ein Geteiltes, da es mit den Gedanken vieler Dichter und Denker darüber gespickt ist, was das Menschsein, das Lieben, das Teilen nun eigentlich ausmacht. Darin lässt das Buch Raum für eigene Fragen und Gedanken. Es will mehr inspirieren als belehren. 

Was mir etwas gefehlt hat, war die Übersetzung der so wunderbar und präzise formulierten Beobachtungen unserer (Un-)Kultur in konkrete Antworten, wie denn damit umzugehen ist. Wenn man die Aussagen des Buches ernst nimmt und weiter denkt, hat das Ganze eine ungeheure politische Brisanz und stellt Vieles, was heute weithin anerkannt ist, fundiert in Frage. Konkretere Antoworten zu geben, würde m. E. automatisch bedeuten, sich politisch unbeliebt zu machen. Irgendwie schafft es der Autor, den Zeit(un)geist philosophisch zu kritisieren, ohne dabei jemanden aktiv auf die Füsse zu treten, indem er philosophisch und vage bleibt. Das hinterlässt mit einen noch undeutbaren Nachgeschmack.

Dennoch auf jeden Fall sehr lesenswert – besonders mit Zeit und Musse zum Fühlen und zum Sein.

 

S. Hanke